Santa Maria dei Ghirli in Campione

Die Wallfahrtskirche Santa Maria dei Ghirli liegt in der italienischen Enklave Campione d’Italia am schweizerischen Ostufer. Die ältesten Bauteile stammen aus dem 13. Jahrhundert, während die barocken Architekturelemente im 18. Jahrhundert hinzukamen. Mit rund 2 000 Einwohnern ist Campione ein kleines Dorf, das nur 7 Kilometer von Lugano entfernt ist. Für Kunstfreunde lohnt sich der Weg allemal, denn in der Wallfahrtskirche ist ein vollständiger Freskenzyklus aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Und die barocke Vorhalle ist der Auftakt für einen spannenden Spaziergang durch die mittelalterliche Geschichte.

Wer zur Wallfahrtskirche pilgert, bemerkt zugleich die reizvolle Lage auf einer Terrasse über dem Luganer See. Direkt am Seeufer führt eine Freitreppe zum Hauptportal, die man durch eine Vorhalle betritt. Diese Vorhalle besteht aus einem hoch aufragenden Mittelteil und kleineren Seitenflügeln, die allesamt mit barockem Dekor verziert sind. Dabei wirkt der imposante Triumphbogen mit Fries und Gebälk besonders prächtig und lässt bereits auf die hohe Bedeutung der Kirche schließen. Unter dem Triumphbogen betritt man die Kirche und gelangt über die Vorhalle zum Kircheninnenraum.

Der einschiffige Innenraum wird vor allem durch die Freskenmalereien geprägt. Von den Seitenwänden über den Chor bis zu den Decken sind die meisten größeren Flächen mit Fresken ausgefüllt. Die bedeutendste Wandmalerei findet man an der südlichen Außenwand: hier sind Darstellungen des Universalgerichts abgebildet, die aus dem 15. Jahrhundert stammen. Dort wird eine apokalyptische Szene mit Christus, Luzifer und erlösten Laien gezeigt. In einer Inschrift erkennt man die Namen der Künstler, die das Fresko im gotischen Stil vollendeten. Andere Seitenwände zeigen sogar gotische Fresken aus dem 14. Jahrhundert, deren Künstler aus der berühmten Giotto-Schule stammen. Auch die Wandmalereien über der Kuppel sind besonders eindrucksvoll. Hier sind alle Bögen mit biblischen Szenen ausgefüllt und wirken wie ein illusionistischer Rahmen, der hoch über dem Innenraum schwebt.

Am Außenbau wird der Gegensatz zwischen dem schlichten Kirchenschiff und der barocker Vorhalle nochmals deutlich. Während das Kirchenschiff ohne Ornamente verputzt ist, erscheint der barocke Portikus aus dem 18. Jahrhundert geradezu pompös und opulent. Auch der Chor ist außen mit einer einfachen rechteckigen Form geradezu schlicht gehalten und fällt stilistisch weit hinter dem barocken Portikus zurück. Zudem ist der Hauptbau mit einem einfachen Dach bedeckt, während der angebaute Kirchturm mit einem konischen Dach aufwendiger gestaltet ist.

Die Santa Maria dei Ghirli ist für Kunstfreunde absolut empfehlenswert und die vielen Fresken im Innenraum sind beeindruckend. Wer in Lugano und Umgebung Urlaub macht, sollte auch einen Abstecher ins kleine Campione unternehmen.

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